„Früher“ habe ich Panoramen erstellt, indem ich 10x15 Papierabzüge mit Tesafilm zusammengeklebt habe. Dieses Panorama konnte man dann auseinanderfalten zum Betrachten. Unterschiede in der Entwicklung was Helligkeit und Farben betraf, waren die Regel. Ebenso die Stufen zwischen den einzelnen Bildern.
Und mit einem 36er Film habe ich mir gut überlegt ob ich nun einen halben Film für nur ein Bild „verschwendet“ habe.
Aber heute ist ja alles besser … nein, vieles ist natürlich nicht besser, sondern eher anders, aber die Panoramaerstellung ist wirklich einfacher und besser geworden.
Es folgt das „Howto“ am Beispiel von PTGui. Dies ist keine Freeware und mit €79,- (Stand November 2013) auch kein Schnäppchen, man erhält aber ein sehr mächtiges Tool mit vielen Möglichkeiten. Das muss einen nicht abschrecken, die vielen Möglichkeiten müssen nicht genutzt werden, sind in der Voreinstellung ausgeblendet.
Das erste Erstellen eines Panoramas ist mit ein paar wenigen klicks möglich ohne sich lange einarbeiten zu müssen.
Unter www.ptgui.com kann eine Testversion für Win und Mac heruntergeladen werden. Diese ist voll funktionsfähig, das erstellte Panorama erhält aber ein hässliches Wasserzeichen.
Die Vorarbeit, d.h. Das eigentliche Fotografieren der Einzelbilder.
Die Software welche die Einzelbilder zusammenfügt, braucht „Kontrollpunkte“. Dies sind Bildelemente die sie zwischen benachbarten Bildern wiedererkennt, die dann übereinandergelegt werden und als Maßstab für die interpolation der Zwischenräume notwendig sind. Dies ist keineswegs so einfach, da kein Objektiv perfekt abbildet. Verzeichnungen, Verzerrungen müssen erkannt und rausgerechnet werden. Das heisst: zwei benachbarte Bilder müssen eine Überlappung vorweisen, damit gemeinsame Kontrollpunkte erkannt werden können.
Ich persönlich mache die Einzelbilder mit grosszügiger Überlappung, d.h. mindestens 50%.
Nicht immer ist das gut, manchmal kann eine kleinere Überlappung für das „Stitchen“, d.h. Das Zusammensetzen besser sein. Es ist aber einfach nachträglich ein Bild nicht zu benutzen, jedoch unmöglich ein Bild das fehlt nachträglich zu knipsen.
In den meisten Fällen mache ich die Bilder im Hochformat, und dabei 2 oder auch mal 3 Reihen übereinander um möglichst viel Luft nach oben und unten zu haben. Man sieht später in diesem Beitrag warum das wichtig sein kann.
Man sollte die Bilder ohne Belichtungsautomatik fotografieren, so dass alle Bilder gleich belichtet werden. Unterschiede in der Helligkeit sind nachträglich schwierig auszugleichen. Dies betrifft auch den Weissabgleich. Wer in Raw fotografiert hat beim letzteren kein Problem, kann eine Einstellung auf alle Bilder anwenden. Wer in jpg fotografiert, sollte einen festen Weissabgleich einstellen.
Braucht man ein Stativ für ein Panorama?
Nein. Es ist hilfreich, ich mache aber fast alle Panoramen freihand, ohne Stativ. Die Problematik der Parallaxe und der damit verbundenen Notwendigkeit eines Nodalpunktadapters ist nur relevant, wenn sich das Motiv bzw. Vordergrund bis nah an die Kamera erstreckt.
Wenn sich das Motiv im unendlich, bzw. auch bis ein paar Zehnmeter entfernt erstreckt muss man sich in der Regel darüber keine grossen Gedanken machen. Wer noch nie vom Nodalpunkt gehört hat, vergisst diesen einfach für die ersten Versuche wieder.
Man stellt sich hin, hält die Kamera fest an die Nase, macht ein Bild, merkt sich einen markanten Punkt (Baum, Bergspitze o.ä.) dreht den Körper etwas weiter und macht das nächste Bild. Selbst ein Panorama aus 50 oder mehr Bildern ist dann mmit etwas Übung in 2-3 Minuten durch. Man sollte vor allem bei leicht bewölktem Himmel nicht zu viel Zeit brauchen, die Wolkenbewegungen machen einem sonst später das Leben schwer.
Dasselbe gilt erst recht bei wechselnden Lichtbedingungen.
Ob man bei einem mehrreihigen Panorama nun Zeile für Zeile, oder Spalte für Spalte knipst, ist für das spätere stitchen egal. Ich bevorzuge Zeile für Zeile.
Welches Objektiv braucht man:
Natürlich wäre eine verzeichnungsarme Festbrennweite, ein Weitwinkel die beste Wahl. Ich habe aber auch schon sehr viele Panoramen mit einem Standardzoom gemacht. Ich benutze dann nicht die kleinste Brennweite, sondern etwas darüber. Verzeichnungen halten sich dann in Grenzen.
Uns so geht’s:
Die Oberfläche nach dem Start ist wie schon erwähnt aufgeräumt und unspektakulär:
Um Bilder zu laden wählt man den Button „Load Images“ oder zieht einfach die Bilder welche das Panorama ergeben sollen per Drag & Drop auf die Oberfläche.
Es können auch RAW Dateien verarbeitet werden!
Nach dem Laden der Bilder – im Beispiel 80 Einzelbilder, aufgenommen in 3 Reihen. Das Panorama ist übrigens in Kroatien aufgenommen.
Man sieht, dass PTGui erkennt welche Brennweite benutzt wurde. Mein 14-45 Zoom war auf 21mm eingestellt.
Der nächste Schritt ist nun das Zusammenfügen der Bilder. Damit wird noch nicht das eigentliche Panorama als neues Bild generiert, es erfolgt nur eine Vorschau.
Wir klicken also nun auf 2. Align Images.
Auf meinem MacMini dauert das Generieren der Vorschau mit den 80 Bildern ca. 3 Minuten.
Noch ist alles schief. Das muss vor dem Generieren des Panorama noch korrigiert werden.
Man sieht die vielen Nummern, das sind die Einzelbilder.
Man beachte auch die Statuszeile unten „205,8° x 84°“. Das ist der dargestellte Bildwinkel, der mit den beiden Schiebereglern verändert werden kann.
Und auch den Hinweis dass an mit der Maus und mit Ctrl etwas bewegen kann.
Man sieht schon, warum ich oben geschrieben habe, dass man auch Luft nach oben und unten lassen sollte bei der Aufnahme. Hier wird’s oben für die Sonne schon knapp.
Ich habe nun die Vorschau mit der Maus und Ctrl gerade ausgerichtet.
Wenn man mit der rechten Maustaste klickt, öffnet sich ein Kontextmenu, in dem man auch die Möglichkeit erhält einzelne Bilder auszuschliessen
Durch Klick auf die Lupe oben öffnet sich die Detailansicht, mit der man in die Vorschau zoomen kann. Man sollte dies tun, siehe Screenshot:
Die Übergänge sind nicht korrekt zusammengesetzt. Nun benutzt man das Kontextmenu, und entfernt überflüssige Bilder. Wie oben schon erwähnt, führen viele Bilder nicht unbedingt zum Erfog. Man kann dieses Problem auch durch manuelles hinzufügen/entfernen der Kontrollpunkte tun, was aber aufwendiger ist.
Ich entferne noch mehr Bilder. Nach dieser Aktion sieht man, dass viel weniger Bilder notwendig gewesen wären. Fast die gesamte mittlere Reihe ist weg. Auch oben und unten könnte man sicher noch das eine oder andere ohne Verlust entfernen. Da ich aber auf den ersten Blick keine Fehler mehr sehe, belasse ich es dabei.
Ich wechsle zurück zur vorherigen Ansicht, minimiere den Panorama-Editor. Die Hauptarbeit ist nun gemacht.
Es folgt die Auswahl: 3. Create Panorama.
Dann erfährt man in der nachfolgenden Auswahl, dass das Panorama mehr als 27000 Pixel breit sein wird. Ich lasse das grundsätzlich immer so stehen. Verkleinern kann man nachträglich immer noch.
Ich wähle den Ausgabeort, und klicke nochmal auf Create Panorama … nach weiteren 3 Minuten ist das Panorama erstellt. Von den 80 Bildern werden nur noch 33 verwendet.
PTGui kann wahlweise ein einfaches jpg erstellen, oder ein Panorama in dem jedes Einzelbild als eigene Ebene integriert wird. Ich erstelle immer ein jpg.
Natrülich lassen sich auch alle bisherigen Einstellungen/Tätigkeiten für dieses Panorama als „Projekt“ speichern, wäre schade wenn man zu einem späteren Zeitpunkt alles noch mal von vorne machen müsste, wenn man nur eine Kleinigkeit ändern will oder übersehen hat.
Das Panorama hat nun aber noch „Ecken und Kanten“. Die restliche Bearbeitung erledige ich immer in Photoshop Elements oder Silkypix. Das heisst zuschneiden und Tonwertkorrektur (falls nicht schon mit den Einzelbildern geschehen)
Nach dem Zuschneiden ist das Panorama noch 24316 Pixel breit.
Hier ist die Vorschau:
Und hier das Ergebnis auf 50% verkleinert,.d.h. 12000 Pixel breit, 15MB gross. Die Erstellung war so nebenher, zum Schreiben dieses Textes. Vielleicht habe ich noch die eine oder andere Stelle übersehen …
http://www.fotografie24.eu/2013/PTGUI_PanoramaDemo_50Prozent.jpg
Ich habe bewusst ein Panorama mit sehr vielen Einzelbildern gewählt um zu zeigen dass auch das kein wirkliches Problem darstellt, d.h. keine aufwendige Bearbeitung bedeutet.
Obwohl ich auch Vordergrund auf dem Bild habe, funktioniert das ziemlich gut, auch ohne Stativ und Nodalpunktadapter.
Für die ersten Versuche würde ich aber eher ein einreihiges Panorama mit max 10 Bildern auswählen. Die Vorgehensweise ist dieselbe.
Zusammenfassend:
- Ein Panorama zu erstellen ist kein Hexenwerk.
- Ein Stativ ist nicht zwingend notwendig.
- Lieber ein paar Bilder zu viel als zu wenig.
- Es kann jeder.
- Viel Erfolg!
Erstellt von jkrt, 22.11.2013