Seite: Farbraum - was ist das überhaupt?

Angeregt durch die Fragestellungen vieler Leser mit einem nicht ganz so großen technischen/physikalischen Hintergrund, möchte ich versuchen einen Farbraum (wie er für uns Fotografen interessant werden kann) mal ganz laienhaft begehbar zu erläutern.

Ich verweise auf die Wikipedia und auch weitere Themen hier im Forum; die technisch sattelfeste und ingenieuse Beschreibung findet sich ja schon vielfach im Web - und die setzen eine Menge Zeit und Beschäftigung voraus.

Ich versuche einen anderen Ansatz für 'Dummies'!


Farben

Das Phänomen Farbe ist schlichtweg unerklärbar und Stand heutiger Wissenschaft auch noch lange nicht vollständig aufgeklärt. Es gibt natürlich einen physikalisch recht gut verstandenen Anhaltspunkt, nämlich die Korrelation von elektromagnetischer Wellenlänge und empfundener Farbwirkung beim Betrachter - aber genau da (bei der Empfindung des Betrachters) sitzt das Problem: ein Wahrnehmung ist eine individuelle 'Welt' im Hirn des Betrachters, sie ist weder objektivierbar noch wirklich messbar!

Man hat festgestellt (schon vor langer Zeit), daß drei Grundfraben ausreichen um fast alle sichtbaren Farben zu mischen - jedenfalls einigermaßen ausreichend und vollständig, wenn die Grundfarben rein genug sind. Ich empfehle hier dem Fotografen dringend, sich die Gedanken Goethes zu dem Thema (Zur Farbenlehre) mal zu Gemüte zu führen - der Mann konnte nicht nur dichten, sondern hat sich intensiv mit Empfindungen und Wahrnehmungen beschäftigt. Das war ein universelles Genie, nur wissen gerade die Deutschen am wenigsten über seine Leistungen, weil wir in der Schule nur mit den sperrigsten Ergüssen konfrontiert werden (wenn überhaupt).


Das Farbuniversum in einem Haus

Stellen wir uns vor, wir sind ein neugierige kleine Kinder und begegnen dem alten, weisen und freundlichen Goethe in einem Sommernachtstraum. Wir plaudern und plappern über unsere tollen Erlebnisse des vergangenen Tages und stoßen irgendwie auf das Thema schöne Farben - jetzt wird er ganz still und lauscht unseren Beschreibungen. Er will uns etwas erklären, aber bittet um einen kleinen Moment Geduld. Wir Kinder sind gespannt und stellen uns erwartungsvoll um ihn herum.

Dann erhellt sich seine Miene und er schlägt uns vor, in ein nahes Märchenschloß zu gehen - denn dort möchte er uns etwas zeigen. Begeistert stürmen wir voraus und erreichen ein hohes, strahlendes Eingangsportal, das von einem wundervollen Stern reinsten Lichts erhellt uns herzlich willkommen heißt. Das Licht dieses Sterns fällt in einen riesigen Kristall an der Spitze einer hohen Kuppel und erzeugt im Gebäude einen ausgedehnten Fächer aller nur denkbaren, sichtbaren und unsichtbaren Lichtfarben, die auf feinste Seide fällt und unterhalb der Kuppel das ganze Schloß überspannt. Im Inneren des Schlosses gibt es viele kleine und größere Räume, teilweise schon ein richtiges Labyrinth, verbunden durch einige markante Gänge. Überall erhellt dieses wundervolle Licht durch die seidene Decke diese vielen Räume und Kammern - und in jeder einzelnen Kammer finden sich unterschiedliche Farben, weil ihre Position eine andere Richtung des Lichtfächers erhellt.


Das Lichtschloß

Wir Kinder laufen begeistert durch dieses märchenhafte Universum, lassen uns von jedem Winkel und seiner ihm eigenen, unverwechselbaren Farbe inspirieren und laufen durch so viele Kämmerchen, wie wir überhaupt nur erreichen können. So langsam bekommen wir aber Hunger und sehen Goethe, wie er unter dem Kristall steht, in der Mitte der größten Halle des Schlosses, und ganz viele Leckereien, Früchte und Gemüse, Brote und Naschereien sowie Säfte und Wasser in Karaffen vorbereitet hat. Nach und nach laufen alle Kinder zusammen und plappern wie wild durcheinander, was wir gesehen haben, wie toll diese Kammer oder jener Raum geschimmert hat und was wir alles empfunden haben.

Goethe genießt unsere Begeisterung und setzt sich in unsere Mitte, jetzt schlagen wir uns alle mal zuerst die Bäuche voll und sitzen um ihn herum.

Einzelne Kinder erzählen von ganz tollen Farben, von so großer blauer Intensität, daß beispielsweise das grüne Hemdchen des Kameraden gar schwarz wurde. Auch andere Kinder haben ähnliche Beobachtungen in anderen Räumen gemacht, aber da wurden die Freunde im roten Kleidchen fast unsichtbar. Und wie es nicht anders sein kann, kommen die ersten Mißverständnisse auf. "Das da ist zwar ein bisschen Blau, aber weiter hinten wird es erst richtig blau." meint der eine, der zweite dagegen hat ein leuchtendes Blau gefunden, was gar nicht übertroffen werden könne .. und so geht es munter hin und her. Viele mögen das Sonnengelb, andere spielen lieber im rot-orangen Schimmer, einige berichten es würde viel mehr grüne Kammern geben als blaue und es ergibt sich ein großes Durcheinander an Beschreibungen und Abgrenzungen.


Der Farbkreis

Schnell wird klar, daß wir die Farben in den Räumen, die wir selber nicht gesehen haben, nicht beschreibbar sind. Helligkeit und Intensität sind zwar durchaus relativ einfach zu begreifen, aber ihre absolute Eigenschaft bleibt uns Kindern verborgen. Außerdem empfinden die einen noch als blau, was andere - größere und erfahrenere Kinder - eher als türkis bezeichnen. Wir lernen ganz schnell, daß die Namen der Farben nur dann gelernt werden können, wenn wir diesen Namen mit der entsprechenden Farbe auch einmal selbst gesehen haben.

Goethe nun bittet die etwas größeren Kinder, sich jeweils einiger der Jüngeren anzunehmen und zusammen mit denen die Räume, ihre Farben und ihre Position im Schloss aufzuzeichnen. Jede Gruppe bekommt einen großen, runden Leinwandausschnitt aus feinster, weißer Seide und eine neue Palette an Leuchtfarben aus dem Kristall und macht sich emsig ans Werk .. nun ist das nicht wirklich einfach. Wer es schon einmal probiert hat, weiß wie schwer es manchmal wird, eine Farbe richtig auf die Leinwand zu bannen und die passenden Grundfarben der Palette zu finden. Außerdem gehen die schönsten Träume auch einmal vorüber und so müssen wir alle irgendwann erschöpft und müde unsere Bilder dem Meister bringen.

Keine der Gruppen hat es geschafft, wirklich alle Räume zu besuchen und auch jede Nuance einer jeden Kammer überzeugend auf den Plan zu bringen. Einige haben also weiße Lücken, andere bemalten die entfernteren Räume einfach mit der letzten - ihrer Meinung und ihrem Empfinden nach noch zutreffenden - Farbe, die sie gesehen hatten. Viele berichten, es wäre ihnen manchmal gar nicht möglich gewesen, eine Farbe zu mischen. So gibt es jetzt eine große Anzahl bunter Leinwände, aber das Durcheinander erscheint jetzt noch viel größer und variantenreicher, als wir uns das erstmal überhaupt vorstellen konnten.

Keine Frage, da muß Ordnung rein. Goethe verspricht uns zu helfen und lädt uns in den kommenden Ferien wieder ins Lichtschloss ein ..

Wir sind mittlerweile alle etwas größer und erfahrener, vielleicht auch vernünftiger geworden. Und weil wir mit steigendem Alter leider immer weniger Zeit für Wunder haben, sind mittlerweile einige der tollen Leinwände verschollen und nie weider aufgetaucht.

Damit wir uns jetzt in der Vorstellung etwas einfacher zurechtfinden, betrachten wir zwei Leinwände mal etwas genauer. Da gab es zum einen Gruppe um einen mathematisch schon sehr begabten Knirps, der es liebte mit griffigen Abkürzungen und Formeln seine Kameraden zu verwirren. Aber er hat methodisch nicht unklug und zeitlich geschickt trotz der Beschränkung eine ausdruckstarke Leinwand gezeichnet. Der Knirps wird von allen nur 's' genannt.

Dann gibt es eine andere Gruppe, die ganz offensichtlich etwas künstlerischer unterwegs war. Die Anführerin, eine gewisse Adobe, hat großes Geschick im Umgang mit den überlassenen Farbpaletten bewiesen und bringt noch einige feinere Nuancen auf die Seide. Der Einfachheit halber übernehmen wir für beide Leinwände mal die Nummerierung von 's', die der nach einem mathematisch verwirrenden System den einzelnen Kämmerchen zugewiesen hat, auch für die Leinwand von Adobe.


Die technischen Farbräume

Wir haben jetzt zwei Leinwände, die tatsächlich die schier unvorstellbare Menge von über 16 Millionen unterschiedlichen Farben zeigen - wobei diese Anzahl auch alle Intensitäten (oder Helligkeiten) einschließt, also nicht als wirklich "farblich differenziert" betrachtet werden sollte.

Da beide Leinwände sich dadurch auszeichnen, daß sie praktisch nur aus den leuchtenden Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammengemischt wurden, nennen wir sie nach dem führenden Ersteller einmal 'sRGB' und 'AdobeRGB'. (ich bitte an dieser Stelle die technisch-physikalische Unsauberkeit zu entschuldigen; denn natürlich können wir die Leinwände nicht mit leuchtenden Farben bemalen, sondern müssten mit Cyan, Magenta und Yellow sowie etwas Schwärze - Ruß oder Key - an den dunklen Stellen hantieren; aber schließlich befinden wir uns immer noch im Märchen!).

Wir haben uns darauf geeinigt, statt der verwirrenden und oftmal unterschiedlich empfundenen Bezeichnung der Farben nur noch von den zugehörigen Nummern auf diesen Leinwänden zu sprechen. Wie ich schon angedeutet habe, sind die Farben bei AdobeRGB etwas feiner differenziert, bei sRGB etwas bunter und lebhafter. Wenn wir nun beispielsweise einen Raum über seine Nummer identifizieren, so haben wir eine eigentlich eindeutige Beschreibung der dort zugehörigen Farbe auf dem Plan. Wenn wir ein neues Schild entwerfen, dann können wir unseren Freunden die Raumnummer nennen, die unserer verwendeten Farbe am ehesten entspricht - und unsere Freunde können, ohne diese Farbe jemals gesehen zu haben, wiederum aus ihrer Leinwand den entsprechenden Raum such, eine neue Farbe dem Vorbild entsprechend zusammenmischen und verwenden. Wir sind auf einmal in der Lage, Farbe eindeutig zu beschreiben und unabhängig vom Empfinden des Einzelnen korrekt zu übermitteln.

Was passiert, wenn wir uns auf Beschreibungen wir Himmelsblau und recht hell beschränken müssen, kann sich wohl jeder selber lebhaft vorstellen. Würden drei unserer Freunde uns helfen, Schilder für eine bevorstehende Feier auszufertigen und jeder sein "helles Himmelsblau" verwenden, so würden diese Schilder nebeneinander betrachtet wohl niemals exakt die gleichen Farben wiedergeben. Ich denke, das hatten wir im ersten Teil von Goethe schon gelernt.

Vielleicht wird uns aber jetzt auch gleich ein weiteres Problem bewußt: wenn einer unserer Freunde eine andere Leinwand als wir verwenden, so wird seine Farbe wiederum von unserer abweichen. Wollen wir sicherstellen, daß alle die gleichen Farben sehen, so müssen die unter gleichen Lichtbedingungen (z.B. gleicher Sonnenstand und vergleichbare geographische Breite) zusammengemischt und mit der Leinwand verglichen werden - auch sonst würden wir feine Unterschiede nicht vermeiden können.


Digitale Fotografie

So langsam haben wir uns dem Problem angenähert, was heute die digitale Reproduktion von aufgenommenen Bildern prägt: wollen wir unsere Eindrücke wirklich exakt wiedergegeben wissen, so müssen wir bei der Beschreibung und bei der Reproduktion die gleichen Bedingungen herstellen, die gleichen Leinwände benutzen und außerdem mit den gleichen Zutaten hantieren.

Wir benutzen dafür - weltweit scheint man sich mehr oder weniger einig zu sein - die Leinwände von 'sRGB' oder 'AdobeRGB', jeweils verbunden mit der Raumnummer nach dem mathematischen System von 's'. So beschreiben die üblichen Bildformate in RGB (Rot, Grün und Blau) anhand einer Nummer die Farben, die wir darzustellen wünschen. Wir haben schon gelernt, daß wir unbedingt angeben müssen, welche Leinwand zum Farbvergleich herangezogen werden muss, damit wir konsistente Ergebnisse bekommen (das macht man in der Praxis mit Farbmanagement am Rechner).

Haben wir also jetzt schon eine heile, digitale Fotofarbenwelt?


Farbraumeinschränkungen (RGB)

Leider haben weder 's' oder 'Adobe', von einem absoluten, physikalischen Standpunkt aus gesehen, wirklich umfassend und korrekt gearbeitet. Bei sRGB kann man feststellen, daß der - mathematisch korrekt - immer gleichgroße Leuchtfarbanteile in unterschiedlicher Menge zusammengemischt hatte, als er seine Leinwand erstellte. Dabei war der gute 's' mehr an mathematischer Ordnung als an wirklicher Empfindung interessiert.
Tatsächlich wirkt sRGB nicht nur ein wenig bunter als AdobeRGB, sondern er schummelt auch ein bisschen. Würde man die sRGB-Leinwand in unser Lichtschloß bringen und dort die aufgemalten Farben mit den wirklichen vergleichen, so würden wir feststellen, daß er viele Räume und Kammern nicht besucht hat. Zum Teil weichen seine Variationen nämlich von der Wirklichkeit ab, sind Unterschiede zwischen benachbarten Kammern größer oder kleiner als im Lichtschloß. Als seine Leuchtfarbanteile nicht mehr in der mathematischen Ordnung und festgesetzten Grenze zu variieren waren, hat er außerdem einfach die weiter entfernten Räume - die er offensichtlich nie besucht hatte - mit der am nächsten liegenden Farbe übermalt. Es gibt einige sichtbare Farben (Kammern im Lichtschloß), die in sRGB zwar eine ähnliche Farbe aufweisen, aber nicht mehr unterschieden werden können obwohl sie in Wirklichkeit durchaus unterschiedlich wirken.

sRGB hat im Sinne der Mathematik und einfacher technischer Realisierung vereinfacht, tatsächlich mehr Nuancen ausgelassen als wirklich umgesetzt und aufgemalt - aber er hat den Standard geschaffen, weil er mit einfachen Mitteln und relativ preiswert überall reproduziert werden kann. Der Standard-Farbraum sRGB ist also brauchbar, aber weit entfernt von perfekt.

Adobe dagegen war künstlerisch exakter und hat feinfühliger gemischt, wir bekommen mit diesem Farbraum aber ebenfalls Probleme, weil die Nummerierung nicht allem entspricht, was sichtbar wäre. Das liegt einfach an dem gleichen numerischen Schema, das liegt zum anderen daran, daß Adobe andere Prioritäten und Zutaten zusammengemischt hat. Allgemein kann man durchaus sagen, daß AdobeRGB eine bessere Reproduktion von wahrgenommener Wirklichkeit ermöglicht - aber in Teilbereichen differenziert sRGB feiner. AdobeRGB hat tatsächlich sogar mehr Bereiche des Lichtschlosses recht genau getroffen, aber sich ebenfalls auf das beschränkt, was sie in der kurzen Zeit erreichen konnte.

Ein weiteres Problem ergibt die Tatsache, daß beide das gleiche numerische Kodierungsverfahren verwenden. Anhand der Nummern alleine ist nämlich nicht festzustellen, ob der Ersteller nun sRGB oder AdobeRGB als Vorlage verwendete. Da Bildschirme in der Anfangszeit sRGB recht gut wiedergeben konnten, ging man einfach stillschweigend davon aus, daß auch ein jeder bitte sRGB verwenden würde, wenn er Bilder beispielsweise seinem Freund übermittelt.
Viele Anzeigesysteme (Browser im modernen PC) sind tatsächlich nicht in der Lage oder darauf eingerichtet, die Bemerkung 'Hallo, ich habe die Farben in AdobeRGB kodiert' richtig zu verstehen und umzusetzen - da fehlt es an Farbmanagement auf breiter Front und leider auch heute noch.

Noch etwas darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden: Adobe hat sehr feine Farben eingesetzt, die kann nur ein verschwindend kleiner Anteil an Monitoren wirklich korrekt darstellen. Selbst Bildschrime mit "WideGamut" sind längst nicht umfassend in der Lage, eine mit AdobeRGB kodierte Bilddatei wirklichkeitsgetreu darzustellen. Ein Rechner mit gutem Farbmanagement weiß allerdings um die Fähigkeiten seiner Anzeigen (Displays) durch Profilierung - und er kennt mathematische Kniffe, um auch auf einem eigentlich nur eingeschränkt darstellenden Display wenigstens eine vergleichbare Farbanmutung zu erzeugen.


Verluste durch Farbraumwandlung

Ein letzter Punkt darf nicht verschwiegen werden: auch ein ausgeklügeltes und fast perfektes Farbmanagement kann uns nicht vor Verlusten schützen, die durch Umwandlung zwischen Farbraumkodierungen entstehen. Nehmen wir an, ein Freund schickt uns ein sRGB-JPEG, wir verwenden aber aus Sympathie oder Verehrung für Adobe in unseren Darstellungen immer deren Leinwand AdobeRGB. Da wir korrekt und sorgfältig arbeiten, konvertieren wir sein Bild in unseren Farbraum - das ist mit einigermaßen guter Genauigkeit möglich, indem wir seiner Farbkodierung diejenige aus unserem Farbraum zuweisen, die der am nächsten kommt.
Erste Verluste entstehen schon dadurch, daß aber nicht jede sRGB-Farbe einen Entsprechung in AdobeRGB vorfindet; einige in sRGB unterscheidbare Farben erhalten in AdobeRGB die gleiche Kodierung - und einige der AdobeRGB-Kodierungen werden von sRGB niemals erreicht oder benutzt. Es entstehen bei der Umwandlung quasi Lücken in der Darstellung, feine Differenzierungen können dabei gestört werden oder verloren gehen. Zudem gibt es bei AdobeRG für einige Räume keine passende Farbe, die sRGB wohl besucht hatte.

Jetzt haben wir unseren Freund darauf hingewiesen und ihm vermittelt, daß er unsere Bilder an seinem Monitor nur korrekt anzeigen kann, wenn er ebenfalls Farbmanagement einsetzt. Sein Display arbeitet korrekt in sRGB und sein Farbmanagement wurde nach allen Regeln der Kunst eingerichtet und profiliert. Die bislang bei ihm eher zu zart erscheinenden AdobeRGB-Farben unserer Bilder werden auf seinem Rechner nun endlich in die korrekten sRGB-Farben umgerechnet, bevor der Bildschirm sie anzeigt.

Alles Paletti? Mitnichten! Einige der AdobeRGB-Fraben kann sRGB nicht differenzieren (das sind sogar eine ganze Menge) - wo wir Unterschiede sehen, kann bei ihm alles gleich wirken. Und einige Bereiche seiner Farben werden wir niemals erreichen, weil Adobe die nicht kodiert hat.

Zu allem Übel wird das noch schlimmer, wenn er ein zweites Mal zurück konvertiert. Übermitteln wir ihm beispielsweise jetzt eine Collage aus unserem und seinem Bild, welches wir von sRGB nach AdobeRGB gewandelt hatten, so wird bei ihm natürlich auch das wieder in sRGB gewandelt und dargestellt. Die Darstellung bei ihm ist jetzt auf den Farbraum beschränkt, der die Schnittstelle zwischen beiden Konkurrenten umfasst - alle Informationen außerhalb dieses gemeinsam beschriebenen Teils des Lichtschlosses sind unerreichbar. Zudem kann nicht sichergestellt werden, daß bei der zweiten Konvertierung jede AdobeRGB-Kodierung in die sRGB-Kodierung zurückverwandelt wird, aus der sie ursprünglich generiert wurde.Zwar sind diese Verschiebungen bei einzelnen Konvertierungen durchaus vernachlässigbar, aber sie sind unbestritten vorhanden und systematisch bedingt unvermeidbar.

Was wir dagegen unternehmen können und was beim Druck passiert, das erzähle ich euch wenn wir erwachsen geworden sind. Kann noch eine Weile dauern .. deshalb vorerst ein kurzer Abschied und Gruß

Ich liefere zwischendurch mal einen etwas anderen Versuch, den Farbraum sRGB zu visualisieren - einfach alle 16 Millionen Farbkodierungen in ein Bild zu packen, welches ich hier für das Forum dann mal auf ein Megapixel komprimiert habe. Theoretisch sollten die Differenzierungen von der JPEG-Kompression hier praktisch ohne Verlust dargestellt werden können, weil die Blcokgrenzen für JPEG günstig gewählt wurden - also eine Million tatsächlicher Tonwerte sichtbar sein.

Ich war ziemlich erschrocken, als ich mir das Ergebnis angeschaut habe, weil nämlich (für mein Empfinden) die in der Natur (oder natürlich wirkenden Bildern) vorkommenden Tonwerte nur einen recht kleinen Anteil der von sRGB kodierten Farben ausmacht. sRGB wird visuell durch Neonfarben dominiert und differenziert dort oft viel stärker, als es für mein Empfinden erfoderlich wäre. Aber vor allem im Bereich der darstellbaren Nuancen von Haut- und Blautönen sowie der Uniformität von Rot und Grün empfinde ich durchaus einen Mangel .. ich bin der Meinung, dass es noch viele andere Rot und Grün gibt, die hier nicht vertreten sind.




ch habe darunter dann mal die gleichen Tonwerte mit AdobeRGB kodiert. Hier sollte ein Unterschied erkennbar sein, wenn der anzeigende Rechner Farbmanagement beherrscht. Man sieht dann auch, daß AdobeRGB eine andere Gewichtung der Gradation und der Tonwerte vorgenommen hat. Dadurch nehmen die "natürlichen" Farben, also solche, die in der Natur vorhanden sind, einen größeren Raum ein.
Wichtig jedoch: die Anzeige am Monitor ist durchaus davon abhängig, ob zum einen Farbmanagement aktiviert ist und zum anderen, welchen Farbumfang der Monitor darstellen kann. Da kommen wir schon zum wunden Punkt dieser Plattform: wir können nur über die Farben sprechen, die wir gerade vor uns sehen - wir haben aber keine Gewähr, daß die die ich sehe mit denen übereinstimmen, der die gleiche Seite aufruft, bearbeitet oder erstellt hat.

Diese Betrachtung kann uns dann durchaus überleiten zum nächsten Thema. Dauert noch ein Weilchen ..


Wir sind mittlerweile erwachsene Frauen und Männer und haben das Farbproblem in der digitalen Fotografie verstanden? Machen wir nochmals eine kurze Zusammenfassung:

1. es gibt schier unendlich viele Farben
2. es gibt nur endlich viele Namen und viele individuelle Sichtweisen
3. es gibt in der Praxis auch nur eine beschränkte Anzahl Nummern
4. jeder Versuch, Farben durch Nummern zu symbolisieren ist eingeschränkt

Der Standard (im Web), nämlich sRGB, ist ein technisch recht einfach zu reproduzierender Kodierungsversuch. Wenn nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wird, verwenden alle sRGB - das ist eine Konvention im WWW.

Dieser Standard hat einmal seine Grenzen (in extremen Farbtönungen) und wirkt trotzdem eher bunt (im Vergleich zu vielen erdigen und hautfarbenen Tönungen im real life). Denn unsere Wahrnehmung hält sich nicht an die technischen Standards, wir differenzieren und gewichten Farben anders, als ein technisches Gerät das tut.
Der Versuch von AdobeRGB wirkt in vielen natürlichen Abbildungen besser als der von sRGB, ist aber ebenfalls problematisch. Wir benötigen ein Farbmanagement, damit wir zuverlässig unterscheiden und reproduzieren können, was da an uns herangetragen wird (in Form einer Datei) UND wir handeln uns durch unterschiedliche Interpretation eines begrenzten Nummernkreises einige Problemchen ein - speziell dann, wenn wir nicht die gleichen "Standards" wie unsere Freunde benutzen.

Deshalb wiederhole ich an dieser Stelle gern, was auch anderswo im Forum schon erschöpfend behandelt wurde: wenn ich kein Farbmanagement einsetze und außerdem beim Fotoauftrag an den örtlichen Belichtungsservice keine unangenehmen Überraschungen gebrauchen kann, dann bleibe ich beim Standard sRGB - sowohl die Anzeige als auch das entwickelte Bildchen wird hoffentlich in etwa dem entsprechen, was wir erwarten. Praktisch alle digitalen Kameras sind entsprechend vorkonfiguriert und wir sollten schon genau wissen was wir tun, wenn wir daran schrauben.

Nun wollen wir unsere schönen Bilder der Wirklichkeit aber vielleicht nicht nur am Bildschirm genießen, sondern auch zu Papier bringen. Beispielsweise an die Wand hängen oder Interessenten präsentieren. Der Vorteil liegt schon mal offensichtlich darin, daß wir uns beim einmal ausgedruckten Bild keine Gedanken mehr über Zahlen und Fakten, Grenzen und Farbräumen, Farbmanagement und Display-Eigenschaften oder gar Kalibrierung und Profilierung machen müssen .. oder?


Das Druckdilemma

Der erste gravierende Unterschied zwischen der märchenhaften Vorstellung von Leuchtfarben zum Bilder (vom Lichtschloß) malen und der Wirklichkeit sind schon mal die Farben. Unsere Farben auf Papier oder anderen Medien leuchten nämlich nicht, sie reflektieren oder streuen nur das aufscheinende Licht. Sie müssen beleuchtet werden, damit sie der Betrachter überhaupt wahrnehmen kann - jedes Kind weiß schließlich, daß man im Dunkeln keine Bilder mehr im Buch erkennen kann.

Glücklicherweise hat die Natur der Wahrnehmung uns mit einer Adaption (automatischem Weißabgleich im Kopf und Belichtungsanpassung durch eine Iris) ausgestattet, sodaß wir selbst farbige Bilder auch dann noch "richtig" erkennen können, wenn die Beleuchtung selber schon nicht mehr ganz richtig mit der ursprünglichen übereinstimmen sollte.

Aber grundsätzlich gilt beim Druck: auf die Beleuchtung kommt es an!

Praktisch gedacht: filtern wir aus der Beleuchtung einzelne Farben aus, so verfälschen wir zwangsläufig auch jeden Druck und jede Mischfarbe, in der die ursprüngliche vorhanden war. Dieser Sachverhalt führt uns sofort zur Problematik der drei grundsätzlichen Leuchtfarben (Rot, Grün und Blau) - ich muß jeweils die zwei anderen ausfiltern, um eine dieser Grundfarben zu behalten. Ein solcher Filter kann aber nicht weiter kombiniert werden, weil ja nur noch eine Grundfarbe übrig ist. Also benutzt man Filter (bzw. Tinte und Toner), die jeweils nur eine der Grundfarben ausfiltern und die anderen beiden passieren lassen.


CMY bzw. CMYK

Filtert man Rot aus, so bleibt Grün und Blau da - die ergeben zusammen nun die Farbe Cyan. Grün ausfiltern, läßt Rot und Blau zu Magenta zusammenfließen und Blau ausgefiltert läßt Rot und Grün als Yellow aufscheinen. Man nennt diese Farben Komplementärfarben zu Rot, Grün und Blau. An Stelle der Leuchtkraft der Grundfarben müssen wir nur noch die Filterstärke jeder Farbe entsprechend dosieren und voilá - es sollte etwas vergleichbares wie bei RGB (Leuchtfarben) herauskommen (das heißt dann CMY in subtraktiver Farbmischung).
Nunja, ganz so einfach ist es nicht in der Praxis, beispielsweise ergeben alle drei Filter kombiniert eben nicht ein reines Schwarz, da muß man nun mit Ruß oder Key, also echter Schwärze etwas nachhelfen.
Aber prinzipiell läßt sich jede der Millionen RGB-Farben rein rechnerisch durch eine CMY-Kodierung darstellen, wenigstens auf dem Bildschirm eine saubere Sache, hätte man da nicht noch das Problem der Dynamik.

Es liegt auf der Hand, daß auch eine ungefilterte Stelle eines Blatt Papier oder jeden anderen Mediums nicht heller leuchten kann, als das Licht, was sie bescheint. In der Praxis haben wir es einfach mit einer eingeschränkten Dynamik (Tonwertumfang) auf dem Papier zu tun, wenn wir ein Bild ausdrucken. Hier kommt uns aber wieder die oben genannte Adaptionsfähigkeit der Wahrnehmung zu Gute - auf Papier können wir (nach meinem Eindruck und Erfahrung jedenfalls) Helligkeiten und Farben noch besser differenzieren, als auf einem Display.

Aber noch eine Beobachtung kann man machen: an den Rändern des Spektrums lassen sich durch Druck Farben darstellen, die wir durch die oben genannten Leuchtfarben so nicht erzeugen können. Erschwerend kommt hinzu, daß auch noch jede Sorte Pigmente (das sind die Farbkörperchen in Toner und Tinte) ein etwas abweichendes Verhalten an den Tag legt. Während die RGB-Bilddaten unserer Kamera und der Darstellung auf dem Bildschirm theoretisch recht überschaubar durch Umwandlung in CMYK darstellbar sein sollten, scheitern wir in der Praxis daran. Ein Druck sieht anders aus als der Bildschirm, denn er hat einen eigenen Farbraum.
Entweder weiß der Druckertreiber schon oder wir setzen auch hier Farbmanagement ein, welches Ausdrucke unseres konkreten Druckers in Verbindung mit dem bedruckten Medium vermessen hat und dann klammheimlich (transparent im Hintergrund) eine Korrektur der rechnerischen CMYK-Werte vornimmt, bevor der Drucker diese erhält.


Wo liegt das Problem?

Wir haben mittlerweile genug von Farbräumen gelesen und hoffentlich verstanden, daß wir uns dem Problem recht schnell annähern können. Zum ersten kann ein Drucker nicht alle Dynamik (Helligkeiten und Schwärze) des reinen RGB-Farbraums drucken, zweitens gibt es Bereiche im Druckerfarbraum (Druckfarben), die der RGB-Farbraum überhaupt nicht kennt.
Dazu kommen in der Praxis auch noch Gradationsunterschiede, also rechnerisch ist die doppelte Filterwirkung bei CMY natürlich äquivalent zu halber Lichtleistung bei RGB - aber in der Praxis ist das auch bei CMYK nicht so einfach der Fall. Konkret ist das neben Tinte/Toner und Papier auch noch vom Druckverfahren und evtl. einer nachfolgenden Veredelung abhängig; ich erwähne das nur, um klarzumachen, daß wir hier nicht mehr trivial unterwegs sind.

Wir erinnern uns, daß unsere Farbräume durch entsprechende Korrekturen durchaus ineinander überführbar sind, aber entweder im Zielfarbraum Lücken lassen oder jenen nicht ganz ausfüllen können.
Wenn wir "die Wirklichkeit" so naturgetreu wie möglich wiedergeben wollen, so müssen wir streng genommen für jedes Anzeigemedium oder -gerät eine eigene Aufnahme machen. Dabei müßte der Aufzeichnungsapparat (Kamera) natürlich auch alles aufzeichnen können, was das Ausgabegerät darstellen kann. Es wäre aber nicht nur umständlich sondern auch insofern unpraktisch, weil wir dann an jedem Bild eventuelle Änderungen, Betonungen auch noch individuell für das Ausgabegerät vornehmen müssen. Außerdem dürfte mittlerweile klar geworden sein, daß wir nur durch Ausgabe am entsprechenden Gerät auch originär beurteilen können, wie sich das auswirkt. Man stelle sich einmal vor was das im Falle eines Ausdrucks bedeuten würde, wenn man jede Veränderung erst wieder durch einen Ausdruck selber beurteilen könnte .. gibt es doch bestimmt eine Lösung?!


Der Superfarbraum

Es gibt gleich mehrere Lösungen des Problems, sie tragen unterschiedliche Namen und werden in unterschiedlichen Situationen eingesetzt, aber sie haben alle ein prinzipielles gemeinsam: sie umfassen rechnerisch alle am Bildherstellungsprozess beteiligten Farbräume in ihrer Gesamtheit von Tonwertumfang einerseits und in der feinen Differenzierung andererseits.

Das bedingt zwangsläufig eine viel aufwändigere Kodierung von Farben, als sie ein RGB- oder CMYK-Farbraum alleine leisten kann. Die Superfarbräume sind größer (Anzahl der möglichen Farbkodierungen gehen in die Milliarden), sie umfassen als Tribut an Konvertierung und technische Realisierbarkeit, teilweise Farbdefinitionen die man weder sehen noch wiedergeben kann, aber sie sind universell und allgegenwärtig. Denn eine professionelle Bildbearbeitung wird heute intern immer in einem Superfarbraum rechnen, wenn sie konkurrenzfähig sein soll. Zum Glück wird der Benutzer davon eigentlich unbehelligt bleiben, denn die zugrundeliegende Logik und auch die ganze Konvertierungsarbeit verbirgt sich vor dem Benutzer.

Der Superfarbraum ist ein verbindendes Element in professionellem Farbmanagement, denn er ermöglicht beispielsweise die Bearbeitung und Anpassung eines Bildes an einem Monitor und anschließende Druckwiedergabe in voller Farbpracht, auch wenn der Monitor die druckbaren Farben nicht ganz umfänglich wiedergeben kann. Es gibt verschiedene Verfahren, die beispielsweise wieder die Adaptionsfähigkeit der Wahrnehmung in Anspruch nehmen, um nicht darstellbare Farben doch wenigstens so auszugeben, daß der Betrachter "glaubt", diese zu sehen und das funktioniert sogar recht gut. Wir wollen uns hier aber nicht auf die Technik, sondern auf die Praxis beschränken. Eigentlich haben wir jetzt alles zusammen, oder?

Ich denke noch nicht ganz .. es braucht noch ein kleines Plädoyer, für das ich mich wahrscheinlich irgendwann bei irgendwem noch entschuldigen muß; deshalb lasse ich mir noch kurz Zeit zum Verschnaufen und mache dann erst weiter ..


Antwort auf isaac, den Heiligen
Ich weiß nicht, inwieweit wir diese Beiträge einbauen können/müssen.




Die Farbwelt haben ja schon andere vergeblich versucht einzufangen, auszureissen und zu überhöhen, zusammenzuquetschen und zu kastrieren deine Idee mit dem Verbindungsfarbraum nehme ich aber gerne auf.

Ich wollte mit "Super-" ausdrücken, daß dieser Verbindungsfarbraum streng genommen nicht darstellbar geschweige denn anschaubar sein muß. Es ist ein "Überfarbraum"; aber wir haben ja gesehen, daß wir das brauchen, um eine verlustlose Konversion von einem in einen anderen Farbraum zu gewährleisten .. der Verbindungsfarbraum hat keine praktische Relevanz in der Ausgabe und es gibt kein Gerät, das ihn umfassend darstellen kann (selbst wenn, das sieht man nicht). Er ist nur ein Werkzeug - und als solches ist er wichtig!

Ach ja, mein Plädoyer: Leute, bleibt in einem Farbraum, wenn ihr euch nicht die Finger verbrennen wollt. Das klang ja oben schon mal an: wenn ich meine Bilder hauptsächlich auf dem Bildschirm betrachten will und vielleicht hie und da mal zum örtlichen Belichtungsservice trage, dann ist der Standard-Farbraum sRGB gut und günstig, problemlos und unmißverständlich, einfach aber ausreichend.

Wenn ich jedoch beispielsweise selber ausdrucken möchte, also weitere Geräte in die Ausgabe einbeziehe oder auch nur für meine Bilder einen besonders guten (Wide-Gamut) Bildschirm angschafft habe, dann gibt es in meinen Augen nur einen einzigen, konsequenten Weg: man nehme den Superfarbraum .. sorry: den Verbindungsfarbraum - einfach den größten, den man bekommen kann.

Und wenn man digitale Fotos macht, dann ist das RAW! Denn ein Sensor der Kamera wird immer mehr Farben erfassen können, als sie in sRGB oder AdobeRGB überhaupt darstellbar sind. Wenn ich bei der Aufnahme in JPEG arbeite, dann werfe ich ganz einfach Informationen weg, die entweder für eine Konvertierung oder einen Ausdruck hilfreich sein können. Das gilt sowohl für AdobeRGB als auch für sRGB. Was einmal weg ist, das ist unwiederbringlich verloren und man kann es mit keiner Rechenkunst oder -leistung wieder hervorkramen. Wenn ich in RAW aufnehme, dann habe ich außerdem die Gewißheit, daß meine Software mit einem Verbindungsfarbraum aus diesem RAW alle meine jetzt oder zukünftigen Ausgabegeräte so umfangreich wie möglich aussteuern kann.

Leider, das dürfte dem aufmerksamen Leser bis hierhin aber klar geworden sein, kann ich das jetzt an seinem Bildschirm (den ich nicht einmal kenne!) aber nicht demonstrieren.
Man kann es jedoch selber sehr gut ausprobieren: man nehme ein 'gutes' eigenes Bild in JPEG und in RAW auf, man suche sich entweder einen passenden Ausschnitt oder drucke das mal auf größerem Format aus - und damit meine ich nicht eine Belichtung beim örtlichen Fotoservice (wobei das als Referenz für miese Ergebnisse hervorragend taugt). Man vergleiche einfach den Ausdruck aus dem JPEG mit dem Ausdruck eines RAW, dafür muß man keine Entwicklungsklimmzüge machen und auch kein Spezialist sein .. entweder sieht man dann in den Farben die größere Reinheit und Feinheit, oder man sieht sie halt nicht. Aber dann kann man wenigstens für die eigenen Bedürfnisse eine begründete Entscheidung treffen.

Würde mich über eure Erfahrungen und Anmerkungen auch zu diesem Thema wie immer sehr freuen.
Gruß Thorsten

Isaac antwortet mit Profilbeispielen

Die Farbwelt haben ja schon andere vergeblich versucht einzufangen, auszureissen und zu überhöhen, zusammenzuquetschen und zu kastrieren deine Idee mit dem Verbindungsfarbraum nehme ich aber gerne auf.
Der Verbindungsfarbraum ist, wie du richtig feststellst, nichts was man visuell darstellen kann (zumindest nicht bildlich) aber er muß einfach da sein, wenn man Bilder von einem Output-Device (oder in der Muttersprache Ausgabegerät) auf ein anderes Übertragen will. Also zB vom Bildschirm (meist sRGB oder AdobeRGB) auf den Drucker oder einen Belichter.
Die profile selbst sagen uns schon, wie sie gerne mit einem anderen Profil verbunden werden wollen:

Processing CIERGB.ICC
IccProfileLength 552 at 00142378
Profile size 552
CMM Type signature 'ADBE'
Profile version number 02.10
Profile/Device Class signature 'mntr' (Display device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'XYZ '
Primary Platform signature 'APPL'
Profile flags 00000000
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual

Processing PROPHOTO.ICM
IccProfileLength 940 at 00144bb0
Profile size 940
CMM Type signature 'KCMS'
Profile version number 02.10
Profile/Device Class signature 'mntr' (Display device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'XYZ '
Primary Platform signature 'MSFT'
Profile flags 00000000
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual

Processing ADOBERGB1998.ICC
IccProfileLength 560 at 00144b98
Profile size 560
CMM Type signature 'ADBE'
Profile version number 02.10
Profile/Device Class signature 'mntr' (Display device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'XYZ '
Primary Platform signature 'APPL'
Profile flags 00000000
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual

Die Anzeigegeräteprofile geben sich genügsam mit dem XYZ-Verbindungsfarbraum zufrieden.
Drucker hingegen sind schon etwas anspruchsvoller:

Processing CNB92CA0.ICM
IccProfileLength 329336 at 00144b88
Profile size 329336
CMM Type signature 'Lino'
Profile version number 02.00
Profile/Device Class signature 'prtr' (Output device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'Lab '
Primary Platform signature 'MSFT'
Profile flags 00000000
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual

Processing HP560NG.ICM
IccProfileLength 248056 at 00144b80
Profile size 248056
CMM Type signature 'Win '
Profile version number 02.00
Profile/Device Class signature 'prtr' (Output device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'Lab '
Primary Platform signature 'MSFT'
Profile flags 00020000 Profile cannot be used independently from the embedded color data
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual


Da wird schon der Lab-Verbindungsfarbraum gefordert (mehr/besser geht schon fast nicht mehr).
Aber auch professionelle RAW-Konverter sind recht anspruchsvoll:

Processing GENERICDNGFILE-NEUTRAL.ICM
IccProfileLength 219324 at 00144bb0
Profile size 219324
CMM Type signature 'scnr'
Profile version number 02.10
Profile/Device Class signature 'scnr' (Input device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'Lab '
Primary Platform signature 'POne'
Profile flags 00020000 Profile cannot be used independently from the embedded color data
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000000 Perceptual


Aber auch ein optimal kalibrierter und profilierter Monitor hat so seine Ansprüche:

Processing LCD2070NX_LABLUT.ICM
IccProfileLength 507480 at 00144ba0
Profile size 507480
CMM Type signature 'argl'
Profile version number 02.20
Profile/Device Class signature 'mntr' (Display device)
Color space of data 'RGB '
Profile Connection Space (PCS) 'Lab '
Primary Platform signature 'MSFT'
Profile flags 00000000
Profile attributes 00000000 (Reflective/Glossy/Positive/Color)
Rendering intent 00000001 ???


Zitat:
Ich wollte mit "Super-" ausdrücken, daß dieser Verbindungsfarbraum streng genommen nicht darstellbar geschweige denn anschaubar sein muß. Es ist ein "Überfarbraum"; aber wir haben ja gesehen, daß wir das brauchen, um eine verlustlose Konversion von einem in einen anderen Farbraum zu gewährleisten .. der Verbindungsfarbraum hat keine praktische Relevanz in der Ausgabe und es gibt kein Gerät, das ihn umfassend darstellen kann (selbst wenn, das sieht man nicht). Er ist nur ein Werkzeug - und als solches ist er wichtig!


Diesen Text auf A3 ausdrucken, rahmen und über dem eigenen Monitor aufhängen :-)
Noch kurz was, wie das dann in der Praxis aussieht:

Bilddatei (JPG) im Farbraum sRGB, kalibrierter und profilierter Monitor.
Die Bilddaten werden vom sRGB in den XYZ-Verbindungsfarbraum umgerechnet. Blöderweise will der bescheuerte Monitor aber den Lab-Verbindungsfarbraum, also noch zusätzlich von XYZ in den Lab-Verbindungsfarbraum. Und von dort dann in den Monitor-Farbraum (der ist de facto undefiniert, aber zumindest wieder in RGB).
Und jetzt kommt wieder die Frage, wo ist der Weißpunkt???
Aber vielleicht hast du da schon die Antwort parat. Wenn nicht, Fortsetzung folgt gerne.Na, der Weißpunkt ist sozusagen der Knackpunkt bei der Farbraumumrechnung:

Zitat:
Hallo Harald,
herzlichen Dank für deinen Input.

Öhm, hüstel, ich glaube du kannst mir noch einiges über den Weißpunkt erzählen.

Der ist bei mir nämlich verschoben, glaube ich und ich vertraue da auf meine Intuition und launenhafte Interpretation, solange es gefällt.
Gruß Thorsten


Na, der Weißpunkt ist sozusagen der Knackpunkt bei der Farbraumumrechnung:

Printer:
3 dmdd 00000290 150 'desc'
Canon iP4500 series
4 wtpt 00000328 20 'XYZ '
X 0.85979 Y 0.89238 Z 0.7751

Monitor Profil:
3 dmdd 000002b8 65 'desc'
LCD2070NX
5 wtpt 00000310 20 'XYZ '
X 1.04004 Y 1 Z 0.87534

sRGB Bild:
1 desc 00000184 108 'desc'
sRGB IEC61966-2.1
2 wtpt 000001f0 20 'XYZ '
X 0.95045 Y 1 Z 1.08905

1 desc 00000120 108 'desc'
Adobe RGB (1998)
2 wtpt 0000018c 20 'XYZ '
X 0.95045 Y 1 Z 1.08905


Man muß also nicht nur die RGB-Werte in XYZ (oder Lab) umwandeln, man muß auch den jeweiligen Weißpunkt des Gerätes (der Bildatei) beachten und in die Umrechnung miteinbeziehen.
Glücklicherweise haben sRGB- und AdobeRGB-Farbraum denselben Weißpunkt im XYZ-Verbindungsfarbraum. Daher lassen sich Bilder vom sRGB in den AdobeRGB verlustfrei umrechnen und auch der Weg zurück ist theoretisch verlustfrei. Theoretisch deshalb, weil man eine Gleitkommadarstellung der RGB-Werte wählen müßte, was zumeist nicht gegeben ist.
Da jedoch jede Umwandlung von sRGB oder AdobeRGB Bilddaten über den XYZ-Verbindungsfarbraum (ja, auch der Lab-Verbindungsfarbraum muß durch den XYZ-Verbindungsfarbraum durch) durchführt, wird zumindest rein arithmetisch an den Farben nichts verändert.
Daß ein Monitor oder ein Printer die Farbe nicht darstellen kann, ist wiederum ein anderes Kapitel, da empfehle ich die "Primärvalenzen", die du am besten hier (RGB-Farbraum) sehen kannst.

Zitat:
Der ist bei mir nämlich verschoben, glaube ich und ich vertraue da auf meine Intuition und launenhafte Interpretation, solange es gefällt.



Ja, solange es gefällt - und solange sollten wir auch nicht an den Weihnachtsmann bzw. den Unterschied sRGB versus AdobeRGB glauben.
PS: Langer Rede kurzer Sinn, nur den signifikanten Unterschied im Softproof sieht man bei einem AdobeRGB Monitor nicht so knallig wie bei einem sRGB Monitor.
__________________
Liebe Grüße, Harald


Beitrag von Kavenzmann

Moin,

zunächst Danke für den Versuch der Aufklärung (aber ist nicht auch Kant schon daran gescheitert?). Sehr schön geschrieben Thorsten, so macht lernen Spaß!


Mein Problem:

Die theoretische Seite in eine (für mich) praxisrelevante umwandeln zu können.

Mein i.d. Kamera eingestellter Farbraum ist sRBG (bei RAW eh wurscht), ich arbeite zuhause fast ausschließlich am MacBook und gucke bisher die meisten Bilder auch dort an.

Demnächst gesellt sich ein Ausgebegerät zu mir, weil ein Bildschirm kein Foto sein kann. Die bisherigen Drucke/Ausbelichtungen waren extern und soweit zufriedenstellend. Verbindlich waren diese aber nie.

Nun möchte ich mein Anzeigegerät, sowie das Ausgabegerät auf 2-3 Medien kalibrieren. Die Druckvoransicht soll dann über die neue "Softproof"-Funktion in LR4 simuliert werden.

Die meisten Bilder werden aber vermutlich nach wie vor auf irgendwelchen Servern über irgendwelche Ausgabegeräte aufgerufen und von irgendwem beguckt. Somit sollte sRBG mein Standard-Farbraum bleiben.

Da ich sowieso nur in RAW fotografiere, würde ich:

- zunächst das Bild in LR4 am profilierten Monitor bearbeiten
- für Web+Co ein JPG exportieren (natürlich sRGB)
- für den Druck bis DIN-A3 auf meinem Epson R3000 ausgeben, jedoch vorher als "Softproof" kontrollieren und gegebenenfalls optimieren
- für den externen Druck ein großes JPG (mit entsprechendem Profil) exportieren und per mail versenden

Wo gehört nun welches Profil hin?
a) kalibriertes Profil des Monitors
b) 2-3 Druckerprofile für meinen Epson (je nach Medium leicht verschieden)
c) Druckerprofil meines externen Dienstleisters

So würde ich es verstehen:

Nach dem kalibrieren des Monitors, ist der Monitor mit dem entsprechenden Profil versehen:



Ich möchte den Monitor aber eigentlich nur bei Verwendung von Lightroom und Photoshop entsprechend profiliert haben, sonst ist es im Web wieder Essig.
Geht das auch?




Die Druckerprofile meines Epson oder des Dienstleisters kommen beim Softproof zur Anwendung...



... und beim Druck direkt aus LR heraus auch.



Das JPG für den Dienstleister würde ich ebenfalls entsprechend über den Druckdialog von LR exportieren.
Das JPG würde dann bereits das entsprechende Profil des Dienstleisters erhalten.





Mir scheint die ganze Schose so einfach...

Hab ich etwas übersehen oder grundsätzlich falsch gemacht (außer keinen vernünftigen Monitor zu haben)?
Bei mir taucht ja die Frage sRBG/AdobeRBG/CieLab an keiner Stelle auf...

Kavenzmann

Hallo Kavenzmann,
ich betrachte alle Bilder vorzugsweise an meinem kalibrierten und profilierten Monitor; habe den allerdings auch an meine Umgebung angepaßt (also entsprechend hell kalibriert, bevor ich profiliere) .. mir schwant aus deiner Beschreibung, daß du bei der Profilierung deines Monitors eine recht niedrige Luminanz als Ziel gesetzt hast - das wäre aus zweierlei Sicht kontraproduktiv: du kannst dann nur eingeschränkt die Fähigkeiten deines Monitors nutzen UND hast diese unschöne Problem bei der Anzeige von JPEGs aus dem WWW.

Mein Vorschlag: Monitor unprofiliert (sRGB) so einstellen, wie ich es mal hier beschrieben hatte. Damit hast du von der Hardware her eine Darstellung, die den Kontrast- und Farbumfang an deinem Arbeitsplatz weitesgehend ausnutzt.
Bei der folgenden Profilierung sollten sich die Helligkeit und die Gradation NICHT signifikant ändern; wenn die sich signifikant ändern, hast du entweder den falschen Gamma-Wert (Windows 2,2 oder Mac 1,8 einstellen) und/oder eine zu geringe Zielhelligkeit gewählt (Luminanz dürfte meines Erachtens nach zwischen 90-120cd/m für abgedunkelte Bereiche richtig sein, im hellen Büro am Tag ist das zu wenig).

Dazu eine kurze Erläuterung: ich arbeite gerne im abgedunkelten Raum mit einer Luminanz von ca. 90cd/m - und das reicht mir. Aber tagsüber bei offenem Fenster wäre das viel zu dunkel und ich könnte Texte nur mit Mühe lesen, die meisten Bilder würden zu dunkel dargestellt und die Tiefen visuell absaufen. Deshalb hat mein Monitor eine automatische Anpassung der Helligkeit an das Umgebungslicht - und ich sehe immer die Bilder annähernd so, wie ich sie sehen will.

Sollte sich deine Profilierungssoftware nicht darauf einlassen, dann würde ich einen Trick anwenden: VOR der Profilierung die Helligkeit am Monitor empfindungsgemäß erniedrigen, damit du ein Niveau erreichst, was vom Profil angestrebt wird. Dann kannst du - je nach vorherrschender Lichtsituation - deine Helligkeit heraufregeln; die profilierte Stellung kannst du dir ja markieren, damit du bei entsprechender Umgebung wieder den profilierten Zustand erreichst.
Viele Tutorials und Software-Handbücher verlangen konkrete Zahlen oder geben solche vor - das ist aber ohne Rücksicht auf die vorherrschenden Lichtbedingungen kontraproduktiv. Ein kalibrierter und profilierter Monitor sollte immer ein gutes Bild machen - sonst ist er falsch kalibriert und profiliert!

Die anderen Fragen kann ich mit einem einfachen JA beantworten: wenn du alles richtig eingestellt hast, dann ist das SO einfach! Der Softproof hilft dir dabei, je nach Vorgabe wie mit Daten außerhalb des darstellbaren Farbraums umgegangen wird, den Ausdruck oder das Ergebnis abzuschätzen - dazu ist Erfahrung mit dem konkreten Ausgabegerät erforderlich. Denn ein Softproof kann NICHT vollumfänglich darstellen, was herauskommt, weil dein Monitor den Farbraum des Ausgabegeräts höchstwahrscheinlich auch nicht vollumfänglich unterstützt. Der Softproof ist trotzdem hilfreich, wenn man gelernt hat seine Anzeige und das Ergebnis abzuschätzen - das kommt mit der Zeit ganz automatisch.

Viele Spaß - und schaff' dir mal 'nen guten Monitor an
Gruß Thorsten

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